Als Demenz Coach unterstütze ich Sie, wenn Sie als Angehörige den Demenzbetroffenen gut begleiten und dabei Ihren Alltag nicht komplett vom Krankheitsverlauf abhängig machen wollen. Anders als in einer reinen Demenz- oder Pflegeberatung, die in erster Linie der Informationsvermittlung dient, begleite ich Sie im Coaching (in Präsenz falls Sie in Dresden leben) in einem etwas längeren Prozess dabei, umsetzbare Strategien für den Umgang mit den krankheitsbedingten Herausforderungen zu entwickeln.

Seit 2022 gibt es dieses Angebot auch als Demenz Coaching online. Dabei begegnen mir immer wieder Irrtümer darüber, was Coaching ist und bewirken kann. Hier ist mein Versuch, da mal ein bisschen aufzuräumen.

Coaching und Therapie

Mythos Nr. 1: Coaching ist Therapie

„Ich möchte mich bei Ihnen für die hilfreiche Therapie bedanken.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich vor einigen Tagen eine Klientin. Selbstverständlich freute ich mich, dass sie meiner Hilfe eine gute Entscheidung für eine problematische Situation treffen konnte. Dennoch ist an dieser Stelle eine Klarstellung angebracht: Was Coaching darf bzw. nicht darf und was Therapie darf, ist in Deutschland ganz klar geregelt. Als Coach darf ich keine Therapie anbieten – und ich möchte das auch gar nicht. Therapie hat einen ganz anderen Ansatz als Coaching.

Ein Psychotherapeut therapiert Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder starken Einschränkung, die den Alltag des Klienten wesentlich beeinträchtigt. Die Therapie ist auf die psychischen Probleme des Erkrankten ausgerichtet und strebt eine Heilung an. Dabei trägt der Therapeut die Verantwortung für den Therapieprozess, der oft langwierig ist.

Coaching ist das richtige Angebot für psychisch gesunde Menschen, die sich bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung oder der Lösung eines Problems unterstützen lassen wollen. Dazu graben wir nicht in der Vergangenheit, manchmal jedoch zeigen sich alte Glaubenssätze oder emotionale Verletzungen, die unbewusst bis in die Gegenwart wirken. Damit können wir arbeiten. Es geht um Ihr Empfinden im Jetzt und um die Gestaltung von Situationen und Prozessen in der (nahen) Zukunft. Der Prozess hilft Ihnen dabei, eine bestimmte Situation und Ihre Rolle darin zu reflektieren und vorhandene oder neue Handlungsoptionen zu erkennen.  Hier muss also nichts von mir als Coachin geheilt werden. Ich arbeite lösungsorientiert und gehe davon aus, dass Sie alle zur Lösung notwendigen Kompetenzen bereits besitzen.

Mit zielgerichteten Fragen und bewährten Coachingmethoden erlangen Sie eine Draufsicht auf die aktuelle Situation, die notwendige Orientierung und einen konkreten Plan für die nächsten Schritte zur Lösung, der mit Ihren Werten und Bedürfnissen in Einklang steht. Anders als in der Therapie bestimmen wir beide, Coach und Klient, gemeinsam den Inhalt, den Ablauf und die Dauer. Die Auftragsklärung ist ein wichtiger Meilenstein, der den Erfolg der Sitzungen in hohem Maße mitbestimmt.

Dabei sind, je nach Coachingauftrag, sowohl kurzfristige Lösungen als auch längere Prozesse möglich.  Ich biete Ihnen immer ein kostenfreies Vorgespräch. Das hilft uns beiden, bereits im Vorfeld abzuklären, ob mein Coaching die passende Lösung für Sie ist.

Wenn sich eine Anruferin beispielsweise Sorgen darüber macht, dass die Kommunikation mit dem Demenzerkrankten immer schwieriger wird und sie oft überreagiert, dann können wir diese Situationen bearbeiten. Die Klientin findet ihren Weg, wie sie zukünftig mit herausfordernden Situationen umgeht oder sie sogar vermeidet.

Meldet sich eine Anruferin, die aufgrund der Überforderungssituation bereits eine Angststörung entwickelt hat und die ihren eigenen Alltag nicht mehr bewältigen kann, dann ist eine Therapie notwendig – und eben gerade kein Coaching. Ergänzend dazu könnte die Anruferin eine Beratung zur Gestaltung der Pflegesituation erhalten, im Vordergrund jedoch muss die Behandlung der eigenen psychischen Erkrankung stehen.

Mythos Nr. 2: Coaching ist unwissenschaftlich

Coaching ist eine relativ junge Methode. Inzwischen haben immer mehr Hochschulen spezielle Coaching-Lehrstühle. Coaching arbeitet mit Erkenntnissen und Methoden aus der Psychologie und der Pädagogik, aber auch aus den Bereichen Achtsamkeit und Meditation, deren positive Wirkungen durch Studien belegt sind. Der Psychologe Prof. Dr. Künzli untersuchte 22 Studien zur Wirksamkeit und kam zu folgendem Ergebnis „Coaching wirkt und die Wirkungen sind teilweise beträchtlich. Klienten fühlen sich entlastet, sie entwickeln neue Sichtweisen, erhöhen ihre Reflexions-, Kommunikationskompetenzen …“

In der Wirtschaft weiß man längst um diese Wirksamkeit und nutzt Coaching zur Führungskräfte-Entwicklung ebenso wie zur Verbesserung von Manager-Kompetenzen. Immer häufiger wird Coaching in Unternehmen „verordnet“, wenn Mitarbeiter*innen nicht die vorgesehenen Leistungen erbringen. Doch gerade so ein verordnetes Coaching kann zum Scheitern verurteilt sein, wenn der Coachee ganz andere Ziele als der Arbeitgeber verfolgt. Freiwilligkeit ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Coaching – ebenso wie die Bereitschaft zu Veränderung und die Offenheit für neue Denkweisen und Lösungswege. Ein gelingendes Coaching ist jedoch von weiteren Faktoren abhängig:

  • einer klaren Fragestellung und Zielsetzung (die am Beginn des Coachings erarbeitet wird)
  • einer wertschätzenden, authentischen Haltung des Coaches, die das notwendige Vertrauen überhaupt erst entstehen lässt
  • der Kompetenz und der Lebenserfahrung des Coaches
  • dem regelmäßigen Feedback und Reflexion, die dem Klienten helfen, seine Stärken und Schwächen zu erkennen und nachhaltig an seinen Zielen zu arbeiten.
  • dem Erkennen von Grenzen im Coaching, nicht nur dann, wenn die Grenze zur Therapie überschritten ist, sondern eben auch dann, wenn die Erfahrungen des Coaches in einem Themengebiet nicht ausreichen.

Ich bin die Richtige für ein Coaching pflegender Angehöriger und ich habe auch schon Menschen am Beginn der Demenzerkrankung gecoacht, denen es darum ging, sich ihrer aktuellen Stärken bewusst zu werden und wichtige Entscheidungen für spätere Krankheitsphasen vorzubereiten. Bei generellen Partnerschaftsproblemen oder anderen artfremden Themen kann ich Sie maximal dabei unterstützen, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Leider fehlen in Deutschland Festlegungen, wer sich Coach nennen darf. Daher ist es die Aufgabe der Klienten, bei der Auswahl eines Coaches gut darauf zu achten, ob der Coach, Trainer oder Berater der Richtige für ihr aktuelles Anliegen ist. Ich selbst lasse mich in verschiedenen Bereichen regelmäßig coachen, sowohl bei persönlichen Fragen als auch bei der Entwicklung meiner unternehmerischen Ausrichtung und sogar bei der Gestaltung dieser Webseite. Meine eigene Wichtung bei der Wahl eines Coaches ist immer:

  1. Empathie und Vertrauen
  2. Kompetenz im jeweiligen Fachgebiet
  3. Arbeitsweise des Coaches. (Ich lehne beispielsweise NLP ab und lasse mich nicht von Menschen begleiten, die mit dieser Methode arbeiten.)

Meine Coaching-Qualifikationen und Weiterbildungen finden Sie übrigens auf meiner Über-Mich-Seite. Ich bin Mitglied in einer Supervisionsgruppe, die sich regelmäßig trifft, und sorge so für eine hohe Qualität meiner Arbeit.

Mythos Nr. 3. Nur wer überfordert ist, braucht einen Coach

Tatsächlich kommen viele Angehörige von Menschen mit Demenz in einer konkreten Überforderungssituation ins Coaching. Die belastende Situation besteht dann schon längere Zeit und er oder sie hat schon vieles erfolglos versucht.

„Ich habe das Gefühl, ich kämpfe gegen Windmühlen. Ich habe bald keine Kraft und keine Lust mehr darauf. Wie soll das bloß weitergehen?“ 

Doch es gibt auch Angehörige, die nicht erst warten, bis sie ihr Leben als „Leidensweg“ erleben, sondern früher kommen und sagen:

„Wir haben jetzt diese Diagnose und ich ahne, dass da noch vieles auf uns zukommt. Wie kann ich mit den aktuellen Problemen umgehen und was kann ich tun, damit ich selbst bei der Begleitung der demenzkranken Person (Partner oder Elternteil) nicht verloren gehe?“

In diesem Falle reichen wenige Sitzungen aus. Wenn die Krankheit einige Jahre später so weit fortgeschritten ist, dass sich die Situation wieder gravierend verändert, sehe ich die pflegenden Angehörigen oft auch noch ein zweites Mal. Es freut mich dann besonders, zu sehen, wie die Ermutigung und die Motivation aus dem ersten Coaching die Angehörigen durch die Pflegezeit getragen haben.

Mythos Nr. 4. Online-Coaching ist unpersönlich und funktioniert nicht

Es gibt viele Arten von Coaching. Neben dem klassischen Face-to-Face-Coaching gibt es Coaches, die beim Spazierengehen, Waldbaden oder Joggen coachen. Es gibt Coaches, die kreative Techniken einsetzen oder die kochen. Jede dieser Arten findet die Klienten, die zu ihr passen. Die Corona-Pandemie hat nun gezeigt, dass auch das Online-Coaching eine hilfreiche und gut genutzte Methode sein kann. Ich habe mir in den vergangenen Jahren dazu nicht nur das notwendige technische Knowhow angeeignet, sondern einige neue Methoden und Tools kennengelernt, die das Fehlen des Präsenzkontaktes kompensieren.

Mit dem Zürcher Ressourcen-Management und der Neurografik sind zwei Methoden in mein Portfolio gewandert, die einen besonders nachhaltigen Prozess ermöglichen. Und dank der Software Zoom funktioniert auch das klassische Face-to-Face fast genauso gut, als wenn wir uns gegenüber säßen. Naja, bis auf den Händedruck zum Abschied. Aber dafür hat das Online-Coaching auch klare Vorteile:

  • Wir können uns orts- und zeitunabhängig treffen. Ich habe im letzten Jahr auch mit einer Frau in Frankreich gearbeitet, ebenso mit einem Klienten im Rheinland, fast 700 Kilometer entfernt und einem Ehepaar in einem kleinen Dorf in der Lausitz, wo jegliche Angebote für Menschen mit Demenz (noch) fehlen.
  • Und ich arbeite auch gern in den frühen Abendstunden – nämlich dann, wenn berufstätige Menschen, mit Pflege- oder Betreuungsaufgaben endlich Zeit für sich selbst haben. 
  • Dabei sparen Sie als Klientin die Anreisezeit, die Ihnen anderenfalls bei der Betreuung Ihres Angehörigen fehlen würde.

Mythos Nr. 5: Die Coaching-Methoden funktionieren online nicht

Zugegeben, es gibt Methoden, die ich zwar gerne im Präsenzcoaching, aber eben nicht im Demenz-Online-Coaching einsetze. Zum Beispiel die Arbeit mit Bodenankern. Theoretisch könnte man es schon irgendwie machen – in einer Weiterbildung haben wir das auch mal so ausprobiert – aber es erscheint mir zu umständlich für den Klienten und als Coach kann ich bestimmte Signale nicht wahrnehmen.

Dafür sind neue Tools dazugekommen: die Arbeit mit Whiteboards, die auch für Sie einfach zu handhaben sind, eine zweite Kamera, mit der ich Methoden demonstrieren kann, die Möglichkeit (auf Wunsch und mit Einverständnis) die Sitzung aufzuzeichnen und Ihnen zur Verfügung zu stellen, das einfache Teilen von Arbeitsblättern und die zahllosen Bild-Dateien, Coaching-Landkarten und Materialien, die in den letzten drei Jahren speziell für das Online-Coaching entwickelt wurden.

Ist Online-Coaching nur etwas für pflegende Angehörige, die sich richtig gut mit Technik auskennen?

Voraussetzung für meine Coachings ist, dass Sie einen PC oder Laptop mit Mikrofon und Kamera besitzen. Mit dem Mobiltelefon allein erscheint es mir zu anstrengend für beide Seiten. Wenn Sie mit Zoom noch nicht vertraut sein sollten, dann gehört eine kurze Einweisung in dieses leicht verständliche Tool zu unseren ersten Schritten. Es ist einfacher, als Sie denken. 

Mythos Nr. 6: Coaching ist eine typisch amerikanische Modeerscheinung 

Dieser Mythos ist nicht unberechtigt. Das Bewusstsein der Amerikaner für alltagsrelevante Herausforderungen und psychische Probleme wuchs bereits in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts als die GIs, die im zweiten Weltkrieg gekämpft hatten, in die Heimat zurückkehrten. (Wie viele Therapeuten und Coaches hätten wir damals auch in Deutschland aus heutiger Sicht gebraucht!). Seitdem bringen die Amerikaner ihr Leben so regelmäßig auf den Prüfstand, wie wir das Auto zur Inspektion. 

Die lange Tradition von Coaching und Therapie in Amerika hat einen Grund. In einer Gesellschaft, in der das soziale Netz nicht dicht genug gewebt ist, ist die Eigenverantwortung der Menschen höher als in Ländern mit einer grundlegenden sozialen Absicherung. Inzwischen, so schreibt das Ärzteblatt, geht die Zahl der Coachings und Therapien in den USA zurück, zugunsten einer höheren Zahl (Verdoppelung!) verordneter Antidepressiva. Das ist die schlechtere Lösung, die häufig neue Probleme mit sich bringt.

Eigenverantwortung ist für mich ganz eng mit Selbstbestimmung verbunden und bei Weitem keine Modeerscheinung. Eigenverantwortung bedeutet, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Gerade in der Begleitung eines Menschen mit Demenz erwartet Sie in der Regel eine lange Zeit der Pflegeverantwortung für Ihren Angehörigen. Niemand kann Ihnen die Verantwortung abnehmen, für Ihre eigene Gesundheit und für die Erfüllung Ihrer persönlichen Ziele, Wünsche und Bedürfnisse zu sorgen. Sich dabei professionell begleiten zu lassen, das dürfen Sie sich wert sein, denn das Kostbarste, was Sie besitzen, ist Ihre Lebenszeit.

Etwa seit den 1980er Jahren hat Coaching auch im deutschsprachigen Raum einen festen Platz gefunden und Coaching-Institute und Hochschulen bieten entsprechende Ausbildungen an. Viele bewährte Methoden, wie das Lösungsorientierte Coaching, mit dem ich arbeite, kommen tatsächlich aus den USA. Die Wiege der Humanistischen Psychologie steht jedoch ebenso in Österreich und Deutschland und ist mit Namen wie Viktor Frankl, Erich Fromm und Fritz Perls verbunden.

Mythos Nr. 7: Das kann man alles auch aus Büchern lernen

Gebe ich bei einem großen Online-Kaufhaus in der Kategorie Bücher den Suchbegriff „Demenz“ ein, erhalte ich die Mitteilung, dass mehrere tausend Artikel zur Verfügung stehen. Da sollte doch das Richtige dabei sein, oder? Ganz sicher sind Bücher ein gutes Medium, um sich konkrete Informationen zu einem Thema anzulesen. Doch selbst wenn ein Buch, so wie mein 2020 in Ernst Reinhard Verlag erschienenes Buch „Es ist nicht alles Demenz“ zahlreiche Arbeitsblätter enthält und zur Aktion einlädt, kann es ein Coaching nicht ersetzen.

Im Coaching geht es nicht um das Anhäufen von Informationen und um mehr als um eine formale Analyse von Pro und Kontra. In meinen Coachings beziehen wir bei der Lösungsfindung Ihre persönlichen Werte, Bedürfnisse und (Lebens-)Ziele mit ein. Wir prüfen eine mögliche Lösung hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Beziehungen im (Familien)System. Da ich gleichzeitig als Fachberaterin für Demenz über spezielle Kenntnisse zur Erkrankung und den Möglichkeiten zur Gestaltung einer Pflege- oder Betreuungssituation verfüge fließt auch das bei Bedarf mit ein, macht aber höchst selten den Hauptteil unserer Arbeit aus.

Coaching gelingt nur mit dem Blick von außen. Als Coachin habe ich eine neutrale, allparteiliche Haltung. Allparteilichkeit bedeutet, die Anliegen aller am Konflikt beteiligten Personen zu sehen und möglichst eine Lösung zu finden, mit der alle „Parteien“ zufrieden sind. Das ist manchmal beschwerlich, am Ende aber lohnenswerter als eine Lösung auf Kosten anderer Personen. Neulich sagte eine Klientin zu mir „Sie sind für mich die Schweiz im Coaching“. Das hat mich sehr gefreut.